Richtiges Loben

Wie richtiges Loben funktioniert, lässt sich eindrucksvoll anhand eines Experiments demonstrieren, das man mit 400 New Yorker Fünftklässlern durchführte. Die Untersuchung war etwa das experimentelle Gegenstück zum Märchen von der Prinzessin auf der Erbse. Man wollte herausfinden, inwieweit ein kleines Signal – ein Lob in einem Satz – einen Einfluss auf Leistung und Einsatz hat, und welches Signal dabei am wirkungsvollsten ist.

Zunächst legte man den Kindern einige relativ einfache Aufgaben vor. Als die Wissenschaftler den Kindern die Ergebnisse mitteilten, fügten sie ein kurzes, aus einem Satz bestehendes Lob an. Die Hälfte der Teilnehmer wurde für ihre Intelligenz gelobt (»du bist ein sehr kluges Kind«), die andere für ihren Einsatz (»du hast sehr viel dafür getan«). Dann sollten die Kinder eine weitere Aufgabe lösen. Diesmal hatten sie die Wahl zwischen einfacheren und schwierigeren Fragestellungen. 90 Prozent der Kinder, die für ihren Einsatz gelobt worden waren, entschieden sich für die schwierigeren Aufgaben, während die Mehrheit der Kinder, die für ihre Intelligenz gelobt worden waren, die einfacheren wählten. Die Erklärung dafür: »Wenn wir Kinder für ihre Intelligenz loben, dann vermitteln wir ihnen die Botschaft, es gehe darum, klug auszusehen und möglichst keine Fehler zu riskieren.«

In einer dritten Runde mussten alle Kinder schwierigere Aufgaben lösen. Keine der beiden Gruppen schnitt besonders gut ab, doch beide gingen auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit der Situation um. »Die Kinder, die für ihren Einsatz gelobt worden waren, zeigten mehr Einsatz und probierten verschiedene Lösungswege und Strategien aus. Sie sagten später aus, die Aufgaben hätten ihnen Spaß gemacht. Doch den Kindern, die für ihre Intelligenz gelobt worden waren, machte der Test keinen Spaß. Sie verstanden ihn als Beweis dafür, dass sie doch nicht klug waren.«

Zum Abschluss des Experiments sollten die Teilnehmer noch einmal Aufgaben lösen, die genau so schwer waren wie die aus der ersten Runde. Die Gruppe, die für ihren Einsatz gelobt worden war, verbesserte ihre Ergebnisse um 30 Prozent, doch die zweite Gruppe, die für ihre Intelligenz gelobt worden war, schnitt nun um 20 Prozent schlechter ab. Alles wegen eines kleinen Satzes. Die Wissenschaftler waren von den Ergebnissen derart überrascht, dass sie das Experiment fünf Mal wiederholten. Jedes Mal waren die Ergebnisse exakt dieselben.

Wussten Sie’s?

In Unternehmen kündigen Mitarbeiter eher ihren Arbeitsplatz, wenn sie sich vom Vorgesetzten nicht akzeptiert und wertgeschätzt fühlen, als dass sie gehen, weil ihr Gehalt zu niedrig ist. (Das ergab eine Gallup-Studie aus 2008).

Dieses Bedürfnis gesehen zu werden und persönliche Aufmerksamkeit zu bekommen zeigt sich sogar bei Tieren.

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